Gemeinschaft

Was ist Gemeinschaft? Worauf kommt es in einer Gemeinschaft psychologisch gesehen an? emeinschaft und „Rausch verbindet“ was steckt dahinter?

Mrs. Aennipenni

6/30/20253 min read

Was ist Gemeinschaft

Gemeinschaft wird in der Psychologie als ein subjektives Gefühl der Zugehörigkeit zu einer sozialen Einheit verstanden (Sarason, 1974). Sie beschreibt das Erleben von Zusammenhalt, Verbundenheit und Verantwortung füreinander (McMillan & Chavis, 1986). McMillan und Chavis identifizieren vier zentrale Merkmale: Zugehörigkeit (Membership), gegenseitiger Einfluss (Influence), Bedürfnisbefriedigung (Integration and Fulfillment of Needs) und eine geteilte emotionale Verbindung (Shared Emotional Connection). Diese Dimensionen definieren, was eine echte Gemeinschaft von bloßen Gruppen unterscheidet.

„Membership“ umfasst emotionale Sicherheit, Zugehörigkeitsgefühl und Abgrenzung von Nicht-Mitgliedern. Einfluss bedeutet, dass Mitglieder ein Gefühl von Wirksamkeit und Bedeutung in der Gruppe erleben. Bedürfnisbefriedigung entsteht, wenn das Gruppenleben emotionale, soziale oder materielle Bedürfnisse erfüllt. Eine geteilte emotionale Verbindung entsteht oft durch gemeinsame Geschichte, Rituale oder emotionale Ereignisse. Solche Verbindungen sind essenziell für das Gefühl von Nähe und Vertrauen. Gemeinschaft ist damit nicht nur funktional, sondern auch zutiefst emotional. Sie stiftet Identität und gibt Menschen das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein (McMillan & Chavis, 1986).

Die Qualität gemeinsamer Erlebnisse ist dabei entscheidend für die Intensität des Gemeinschaftsgefühls. Auch Symbole, Sprache und Rituale können das Zugehörigkeitsgefühl stärken (Goffman, 1967). Gemeinschaft stiftet psychische Stabilität und soziale Sicherheit. Zusammengefasst ist Gemeinschaft ein psychologischer Zustand wechselseitiger Zugehörigkeit, geprägt von Verbindung, Sinn und Vertrauen.

Worauf kommt es in einer Gemeinschaft psychologisch gesehen an?

Psychologisch betrachtet hängt die Qualität einer Gemeinschaft stark vom Ausmaß an emotionaler Sicherheit und Zugehörigkeit ab (McMillan & Chavis, 1986). Menschen müssen das Gefühl haben, „dazuzugehören“ und als Teil der Gruppe akzeptiert zu sein. Dabei ist es wichtig, dass klare Grenzen existieren, die zwischen Mitgliedern und Außenstehenden unterscheiden.

Solche Grenzen fördern ein Gefühl von Schutz und Identifikation. Zentral ist außerdem der wechselseitige Einfluss: Mitglieder wollen die Gruppe mitgestalten und gleichzeitig von ihr bestätigt werden. Dieses Gefühl von Einfluss ist entscheidend für Engagement und Loyalität (David & Turner, 1996). Ein weiterer Faktor ist die Bedürfnisbefriedigung – seien es soziale, emotionale oder instrumentelle Bedürfnisse. Wenn Gemeinschaften es schaffen, solche Bedürfnisse regelmäßig zu erfüllen, entsteht Bindung. Gemeinschaft lebt auch von symbolischen Handlungen, wie Ritualen, Sprache oder Kleidung, die das „Wir“ stärken (Goffman, 1967). Besonders bedeutsam sind emotionale Gemeinsamkeiten – das Teilen von Freude, Trauer oder Stolz fördert Vertrauen. Solche geteilten Erfahrungen intensivieren das Zugehörigkeitsgefühl nachhaltig.

Gemeinschaften entwickeln außerdem oft eine gemeinsame Geschichte oder Vision, die als kollektives Narrativ fungiert. Psychologisch relevant ist auch das Gefühl von Wirksamkeit – Mitglieder sollen erleben, dass ihre Handlungen bedeutsam sind. Auch soziale Kontrolle spielt eine Rolle: Verhaltensnormen strukturieren Erwartungen und fördern Sicherheit. All diese Prozesse schaffen zusammen ein stabiles, emotional getragenes Gemeinschaftsgefühl.

Gemeinschaft und „Rausch verbindet“ was steckt dahinter?

Im Sommer beispielsweise intensivieren sich gemeinschaftliche Erlebnisse durch Sonne, Freizeit und das Bedürfnis nach Nähe. Menschen suchen gezielt nach sozialem Austausch – sei es bei Grillabenden, Open-Air-Konzerten oder spontanen Treffen im Park. In solchen Kontexten wird häufig gemeinsam auch z.B Alkohol konsumiert, oft als symbolischer Akt der Gemeinsamkeit.

Was steckt da dahinter? Hinter diesem Satz den viele vielleicht kennen „Rausch verbindet“ ?

Alkohol z.B reduziert Hemmungen und fördert Offenheit, was das emotionale Erleben in Gruppen verstärken kann (Sayette et al., 2012). Studien zeigen, dass bereits geringer Alkoholkonsum die emotionale Synchronisation fördert, etwa durch Lachen, Gespräche oder Umarmungen (Fairbairn et al., 2015). Diese Synchronisation trägt zur Bildung einer geteilten emotionalen Verbindung bei – ein Kernbestandteil von Gemeinschaft (McMillan & Chavis, 1986). In Gruppensettings senkt Alkohol die Schwelle für nonverbale Kommunikation wie Blickkontakt und körperliche Nähe.

Dadurch steigt das Gefühl von Verbundenheit, auch zwischen Menschen, die sich vorher kaum kannten. Rituale wie Anstoßen oder gemeinsames Singen verstärken dieses Wir-Gefühl. Sommerliche Umgebungen bieten dafür optimale Bedingungen – Licht, Musik und Outdoor-Atmosphäre schaffen emotionale Offenheit.

Gerade bei jungen Erwachsenen dient der „Sommerrausch“ oft als Initiationsritus in Gruppen (Borsari & Carey, 2001). Dabei übernimmt die Gemeinschaft auch regulierende Funktionen, etwa durch implizite Normen oder Rücksichtnahme. Die positive emotionale Aufladung solcher Momente bleibt oft langfristig in Erinnerung.

Rausch wird dabei nicht als Kontrollverlust erlebt, sondern als Verstärker sozialer Intimität. „Rausch verbindet“ trifft psychologisch betrachtet den Punkt: Die Mischung aus Ritual, Emotion und gemeinsamem Erleben schafft intensive Gemeinschaft.

Zitation:

Sarason, S. B. (1974)
Goffman, E. (1967)
David, B., & Turner, J. C. (1996)
Goffman, E. (1967)

Sarason, S. B. (1974)
Goffman, E. (1967)

Sayette, M. A. et al. (2012)
Fairbairn, C. E. et al. (2015)
McMillan, D. W., & Chavis, D. M. (1986)
Borsari, B., & Carey, K. B. (2001)